Die Traditionelle Chinesische Medizin ist eine Erfahrungsmedizin, die sich über mehrere tausend Jahre entwickelt hat. Erste schriftliche Aufzeichnungen über ihre Anwendung bei Tieren findet man schon im Jahre 650 B. C. im "Bai Le Zhen Jing", Bai Le's Kanon der Veterinärmedizin. Heute erfreut sie sich auch bei uns immer größerer Bedeutung, kommt allerdings oft erst zum Einsatz, wenn andere Methoden schon nicht mehr greifen – obwohl sie ursprünglich ihre Stärken gerade in der Prophylaxe ausspielen sollte.
Mit ihrem breiten Spektrum an Diagnose- und Therapiemöglichkeiten wird die Traditionelle Chinesische Medizin zunehmend als ein ganzheitliches Heilsystem anerkannt - klinische Studien belegen mittlerweile die Wirksamkeit in vielen Bereichen, besonders auch in der Schmerztherapie. Wie vielschichtig diese Medizin tatsächlich ist, hätte ich mir zu Beginn meiner Arbeit kaum vorstellen können, doch die Reaktionen der Pferde und die Erzählungen ihrer Besitzer überraschen mich stets aufs Neue.
Beruhend auf Konzepten wie Yin und Yang, dem ungestörten Fluss von Qi, der Ausgeglichenheit der fünf Elemente (Feuer, Erde, Metall, Wasser und Holz) oder dem Zusammenspiel verschiedener Organfunktionskreise, geht diese Medizin viel individueller auf Krankheit ein, als man es aus unseren westlichen Gesundheitssystemen kennt Auf diese Art und Weise werden auch Zusammenhänge beleuchtet, denen anderweitig vielleicht noch keine Beachtung geschenkt wurde.
Jede Störung eines Funktionskreises führt dazu, dass disharmonische Signale ausgesendet werden, die den Gesamtorganismus irritieren und ihn in Folge erkranken lassen. Der gezielte Behandlungsimpuls setzt einen Heilreiz, durch den sich die Signale wieder normalisieren und der Störimpuls abgebaut wird. So kann Heilung auf einer ganzheitlichen Ebene erzielt werden.
Eine gründliche Anamnese ist die Voraussetzung für eine erfolgreiche Therapie.
Die Ursprünge des wohl populärsten Teilbereichs der Chinesischen Medizin reichen bis 10000 v. Chr. zurück, als man begann, mit Steinnadeln Schmerzen zu lindern und Abszesse zu drainieren. Noch früher werden die Anfänge der Moxibustion (Erwärmung) datiert.
Akupunktur ist ein energetisches Heilverfahren, bei dem mit Hilfe von Nadeln, die an bestimmten Punkten gesetzt werden, Einfluss auf den körpereigenen Energiefluss entlang der Meridiane und den gesamten Organismus genommen wird – kann die Lebensenergie „Qi“ frei fließen, ist das Pferd gesund.
Tuina umfasst massierende und chiropraktische Behandlungstechniken sowie passive Mobilisationen gelenkiger Strukturen. Erwähnenswert ist, dass die zu behandelnden Areale und die jeweiligen Techniken nach den Grundsätzen der Traditionellen Chinesischen Veterinärmedizin ausgewählt werden.
Ursprünglich ein Behandlungsverfahren zur Beeinflussung von weichen Körperstrukturen, wie Haut, Muskulatur und Bindegewebe, fand es erst im Laufe der Zeit mit Behandlungstechniken des „Knochenrichtens“ zusammen. Tuina behandelt jedoch nicht nur Probleme im Bewegungsapparat, sondern auch Erkrankungen des gesamten Organismus.
Gegen viele Erkrankungen ist ein Kraut gewachsen. So kann man – faszinierend und einflussreich – unterschiedlichsten Problemen mit chinesischen Arzneimitteln begegnen.
Die Traditionelle Chinesische Kräutertherapie verwendet vorwiegend Pflanzenteile (Wurzeln, Rinden, Blüten und Blätter), aber auch Mineralien und tierische Produkte. Die geschichtliche Überlieferung in Pflanzenportraits mit Temperaturverhalten, Wirkungsspektren, Indikationen und ihren Kombinationen in mehr als tausend klassischen Rezepten hat auch heute noch Relevanz. Häufig nach der individuellen Diagnosestellung variiert, werden sie als Dekokt (Aufguss), Pulver, Tabletten oder hydrophile Konzentrate verabreicht.